Newsletter Wintersonnenwende 2013

Liebe Kudra-Freundinnen und -Freunde, -Interessentinnen und -Interessenten, 
nun beginnt sie wieder  – die Zwischenzeit – die Zeit zwischen den Jahren. Immer wieder beeindruckt es mich, wie uns das alle berührt und in den Bann zieht, wo wir doch sonst heute in einer Kultur leben, wo kaum Zeitqualitäten unterschieden werden, wo wir den Anspruch haben, tagein tagaus gleich leistungsfähig zu sein, egal zu welcher Jahres- oder Tageszeit, Mondphase etc. Zu Weihnachten, zur Wintersonnenwende, zu Sylvester und Neujahr steht die Zeit ein wenig still. Zeit für Familie, Zeit für Einkehr, Zeit für Freunde, Zeit für uns selbst, Zeit für Rückschau, Reflektion, Besinnung, Ausrichtung – vielleicht Neuausrichtung – und Vision.
Für mich findet eine spezielle Zeit der Reflektion, Vision und ggf. Neuausrichtung immer schon ein bisschen früher statt, nämlich wenn ich das neue Seminarjahresprogramm erarbeite und zusammenstelle und dann an der Präsentation in Texten und Bildern arbeite, um möglichst gut das herüberzubringen, was wir anbieten, wer wir sind, wofür KUDRA und NaturBewusstSein stehen. Nun, meine Vision ist unverändert, doch haben sich neue Wege aufgetan, bin ich ein Stück weiter gekommen, sie zu verwirklichen:
NaturBewusstSein heißt für mich sich erinnern und wieder Anbindung finden, sich selbst wieder spüren als Teil der Natur und in diesem Bewusstsein denken und handeln, wahrnehmen was ist, mit allem was dazugehört, auf allen Ebenen, die mir zugänglich sind – dazu fällt mir eine Textstelle aus meinem Buch ein, wo ich das so formuliert habe: „Der innige Kontakt mit der Pflanzenwelt, die freundschaftliche Verbundenheit mit der Natur ist zudem ein äußerst beglückendes Gefühl. Ich fühle mich angeschlossen, bin Teil dieser wunderschönen Welt. Nie mehr bin ich allein, an jeder Straßenecke habe ich Freunde! Die Natur hat natürlich auch unschöne Seiten – alles was es gibt, gehört dazu – und ich auch. Das empfinde ich als eine Form von unromantischer Geborgenheit, die sehr heilsam ist, weil sie ganz macht.“ (Zuther 2010:18)
NaturBewusstSein ist für mich die Antwort des 21. Jh. auf die bei uns gebrochene Tradition des Schamanismus – der ältesten gemeinsamen Wurzel der Menschheit – bei unveränderter elementarer Notwendigkeit dieser Geisteshaltung und dieses umsichtigen und nachhaltigen Verhaltens, dieser Techniken, als Mensch in echter Kooperation mit einer alle Ebenen umfassenden Umwelt zu wirken, dieser Form der Ökologie und der Heilmethoden, die den Menschen immer im Zusammenhang seines sozialen Umfeldes betrachtet, das auch andersweltliche Dimensionen umfasst.
Ihr seht, es sind viele Worte und Gedankenstriche nötig, damit ich etwas umschreiben kann, was unsere Kultur und damit auch unsere Sprache vergessen hat. Ich hoffe, Ihr versteht trotzdem was ich meine, wobei einiges auch wirklich nicht mit Worten zu vermitteln ist – man könnte auch sagen: bei KUDRA NaturBewusstSein geht es neben der Vermittlung von Wissen und praktischen Techniken auch um die Mysterien der Natur. Mysterien sind nicht Geheimnisse, die absichtlich nicht ausgesprochen werden, sondern die unaussprechbar, nicht mitteilbar sind, weil sie nur selbst erfahren werden können.
In diesem Sinne werden meine Kollegen und ich auch 2014 für Euch Erlebnis- und Praxisseminare gestalten, die neben der Wissensvermittlung immer auch einen Rahmen schaffen für ein „Erkenne dich selbst!“.
NaturBewusstSein heißt für mich auch: das Göttliche in der Natur erkennen und dadurch auch in sich selbst, sich eingebunden fühlen in dieses phantastische, zauberhafte und wunder-volle Mysterium, das wir Leben nennen – und es dann genießen können. NaturBewusstSein ist heilsam.
Seit 2006 biete ich hier in Bohndorf, im KUDRA-Haus Seminare an. Meine eigenen Seminare handeln von ganzheitlicher und spiritueller Pflanzenheilkunde, von der Erkenntnis des Wesens der Heilpflanzen und der Arbeit mit ihren wesensgemäßen Wirkungen, von der Schulung der Wahrnehmung und Achtsamkeit für die Erkenntnisse die wir aus der Beobachtung der Natur gewinnen können, von der Wahrnehmung der Pflanzengeister und der Zusammenarbeit mit ihnen. Auch 2013 war mein Seminar „Pflanzendevas“ wieder ein unglaubliches Highlight für mich und die Teilnehmer! Wieder ist es mir gelungen, diesen Zugang zum Pflanzenreich, den ich vor vielen Jahren gefunden habe, auch anderen Menschen zugänglich zu machen. Dank der aufgeschlossenen und sensiblen Teilnehmer war es ein für uns alle sehr beeindruckendes, berührendes und beglückendes Ereignis.
Seit 2007 biete ich auch Seminare mit den beiden Ethnologen und Schamanismusforschern Dr. Christian Rätsch und Dr. Claudia Müller-Ebeling an, mit denen mich eine langjährige Freundschaft verbindet. Durch ihre reichen Erfahrungen mit traditionellen schamanischen Kulturen und ihr breites kulturgeschichtliches Wissen, können Sie uns immer wieder anhand verschiedenster Beispiele deutlich machen, was Schamanismus wirklich ist, wie sich das schamanische Weltbild in den verschiedensten Kulturen, zu unterschiedlichsten Zeiten äußert – und wie und wo wir entsprechend auch die schamanischen Elemente und Techniken in unserer eigenen Kultur entdecken und wiederbeleben können.
Ich freue mich sehr, das ich mit Miguel Angel Galan Garcia seit dem letzten Jahr einen weiteren Referenten für KUDRA gewinnen konnte, der eine wichtige weitere Facette zur Verwirklichung meiner Idee von Kudra einbringt und das ganze Programm damit entscheidend bereichert. Er ist Diplombiologe und Heilpraktiker wie ich und hat sich in der Auseinandersetzung mit der modernen Naturwissenschaft und den Themen Spiritualität, Schamanismus und Heilung ganz ähnliche Fragen gestellt und ist zu ähnlichen Antworten gekommen wie ich. Doch sein Weg war ein anderer, die Lehren und Fachgebiete die er erlernt hat, die Techniken, die er geübt hat und seine Praxis ist eine andere: es ist vor allem die Traditionelle Chinesische Medizin sowie Hypnose-, Trance- und Meditationstechniken. So kann er „NaturBewusstSein“ mit ganz anderen Themen und Inhalten vermitteln. Sein Schwerpunkt liegt in der praktischen Arbeit mit schamanischen Techniken. Dabei ist sein Ansatz universell, denn sein Bestreben war es immer, in all den Lehren, verschiedenster Kulturen, mit denen er sich beschäftigt hat, die ursprünglichen, essentiellen Inhalte zu entdecken. Mit geübtem Blick offenbaren sich auch hier oft die schamanischen Wurzeln. Miguel möchte uns die elementaren Strukturen ganzheitlicher Techniken für Erkenntnis und Heilung wieder in einer für uns heute nutzbaren Form nahe bringen – sozusagen befreit vom Schmutz und Staub vergangener Jahrhunderte, befreit von Verfälschungen, und Verleumdungen, ohne dogmatische, religiöse, politische Überlagerungen – in ihrer ursprünglichen für den Menschen hilfreichen und heilsamen Bedeutung – und uns die Chance geben, die für uns heute stimmigen Mythen und die entsprechende Einbindung in unsere moderne westliche Kultur wieder zu entwickeln. Was ich auf dem Gebiet der Pflanzenheilkunde und in allen Bereichen der (Zusammen-)Arbeit mit der äußeren Natur mache, macht Miguel in anderen Bereichen ganzheitlicher, spiritueller und schamanischer Techniken für Erkenntnis und Heilung, wie z.B. Trancereisen und Transformationsarbeit. Zusammen sind wir bei KUDRA nun zwei Ethnologen und zwei Diplombiologen und Heilpraktiker und können Euch mit unseren jeweiligen Schwerpunkten ein breites Spektrum an Seminaren bieten rund um die Themen: „Heil- und Zauberpflanzen, Schamanismus, Achtsamkeit und Rituale“. Dabei macht uns auch die Zusammenarbeit mit Euch und untereinander viel Spaß und ich denke das merkt man auch. Gemeinsam kommen wir meiner Idee, dass wir schamanische Traditionen unserer eigenen Kultur nicht nur erinnern, sondern auch in zeitgemäßer Form wiederbeleben können, ein Stück näher. 
Für einige geht es dabei „nur“ darum, das schamanische Weltbild wieder kennen zu lernen, als Alternative zu unserem gegenwärtigen beschränkten Begriff von „Naturwissenschaft“. Wer auch nur die leisteste Idee davon hat, dass es da mehr gibt als den reinen Materialismus, so wie es uns seit nur wenigen hundert Jahren vorgegaukelt wird, dem tut es meiner Erfahrung nach sehr wohl, dieses Weltbild, das für unsere Vorfahren über sehr viel längerer Zeiträume praktikabel war, in sein Leben wieder einzulassen, Erfahrungen damit zu machen und es zu integrieren. Ein Weltbild, das unsere spirituellen und seelischen  Bedürfnisse mit einbezieht und das in ökologische Überlegungen und in die Suche nach Krankheitsursachen auch die Kräfte und Wesenheiten einer Anderswelt mit einbezieht.  Für manche, die sich mit besonderen Fähigkeiten, als Heiler oder  „Vermittler zwischen den Welten“ berufen fühlen, geht es auch darum, Techniken kennen zu lernen, um ihre Intuition und Inspiration zu stärken und gezielt mit den Kräften und Wesenheiten der Anderswelt zu agieren, zu verhandeln, zu kooperieren. Ihr alle, seid herzlich willkommen bei KUDRA!
Meine Reflektion der vergangenen 8 Jahre, die natürlich auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten stattfinden muss, hat mir noch einmal deutlich gemacht, was eine der Stärken von KUDRA ist und das habe ich diesmal im Flyer so formuliert: Unsere Seminare finden mit kleinen Teilnehmerzahlen und in persönlicher Atmosphäre statt. Sie vermitteln theoretisches Wissen, fördern die persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema und ermöglichen schamanische Erfahrungen. Bei unseren Praxis- und Intensivseminaren gehen wir darüber hinaus intensiver auf die einzelnen Teilnehmer ein und stellen die Vermittlung praktischer Techniken in den Vordergrund. Diese besondere Qualität unserer Seminare ist mir sehr wichtig und ich möchte sie unbedingt beibehalten, und so habe ich aus der Erfahrung der vergangenen Jahre die Teilnehmerzahlen noch einmal deutlicher begrenzt und dabei die Preise ein wenig angehoben. So unterscheide ich nun „Erlebnisseminare“ mit 10-25 Teilnehmern zum Preis von 260 Euro und Praxisseminare mit 5-15 Teilnehmern mit einer Teilnahmegebühr von 290 Euro (immer inklusive Mittagessen am Samstag). Ich hoffe, das trifft auf Euer Verständnis.
Nach einem sehr schönen Seminar „Raunächte, Runen, Räucherrituale zur Wintersonnenwende“ mit Christian Rätsch am letzten Wochenende geht nun auch KUDRA in die Ruhepause bis wir dann im nächsten Februar zu Lichtmess/Imbolc mit dem Seminar „Urenergie – Die Kraft deines inneren Feuers“ mit Miguel Galan wieder in das neue Jahr starten. Wie immer habe ich die Seminare, wann immer es geht, passend in den Jahreslauf gelegt. So freue ich mich ganz besonders, dass wir das neue Jahr diesmal mit dem Zünden des Funkens der Be-Geisterung, der Lebenskraft, des Lichtes der Erkenntnis beginnen können… Zu der Kalenderzeit des alten Festes Lichtmess/Imbolc, wenn die Sonne im Jahreslauf wieder an Kraft gewinnt, wollen wir auch unser inneres Feuer erwecken und für einen guten Fluss der Lebensenergie sorgen, auf dass wir in der „Anbindung an das Universum“ vielleicht auch neue ungeahnte Möglichkeiten für uns entdecken… Dieses Seminar ist eine gute Grundlage für die weiteren Praxisseminare mit schamanischen Techniken mit Miguel, alle seine Seminare können aber auch einzeln besucht werden. 
Im Februar bieten Christian und Claudia passend zu Ihren aktuellen Arbeiten ein Seminar an zum Thema „Schamanismus in Europa“ an – da gibt es vieles im Verborgenen zu entdecken – in der Vergangenheit und heute!  Besonders freut es mich auch, dass wir das Seminar „Der Heilige Hain“  diesmal mit dem speziellen Focus auf die Naturverehrung im Frühling und das Osterfest im April anbieten können und dass mein Seminar “Pflanzemeditation und Signaturenlere“ – zu Techniken der (Selbst)Erkenntnis in der Natur kurz vor der Sommersonnenwende stattfinden kann. Mein Pflanzendeva Seminar biete ich bevorzugt gerne in der schönen Maienzeit an, wo wir von der Schönheit der Natur sowieso ganz verzaubert sind und es mir besondere Freude macht, die Tore zum Pflanzenreich für Euch so weit wie möglich aufzustoßen. Zu Beginn der Ferienzeit im Juli möchte ich Euch diesmal „Heilpflanzen für Nervenstärkung und Seelenpflege“ vorstellen – eines meiner Lieblingsthemen wenn es um die Beschäftigung mit Heilpflanzen geht. Gerade hier haben sie soviel zu bieten, was wir so dringend brauchen und zwar sehr viel mehr als einfach nur schlaffördernd oder beruhigend zu sein. Im September laden uns Christian und Claudia ein in den „Hexengarten“ – zu einem faszinierenden Einblick in unsere Kulturgeschichte in Verbindung mit entheogenen Pflanzen und im Oktober und November folgen Miguels weitere Seminare zu schamanischen Techniken der Selbsterkenntnis und Heilarbeit „Reisen in den Zauberwelten – Entdecke die Landkarte deiner Seele“ und „Die Kraft der Verwandlung“. Und natürlich freuen wir uns wieder direkt zu Beginn der Wintersonnenwende auch 2014 das „Raunächte-Räucherrituale“-Seminar-Fest mit Euch zu feiern. Zur Sommersonnenwende 2015 gestalten wir dann wieder alle gemeinsam das Tempelschlaf-Seminar für Euch, mit Euch.
Doch seht selbst: Das ausführliche neue Seminarprogramm für 2014 findet Ihr online, auch zum download, die homepage ist in neuem Gewand  Der neue Flyer ist diesmal – wie ich finde – besonders schön geworden. Bitte gebt mir Bescheid, wenn ich Euch einen oder mehrere Flyer schicken soll/darf. Wie immer freue ich mich sehr, wenn Ihr vielleicht auch gerne einige an Freunde weitergeben mögt oder sie an geeigneter Stelle auslegen oder verteilen könnt.
Und zum Schluss noch ein kleines „Textgeschenk“ von mir an Euch:
In der nächsten Ausgabe des „Nordstern“, der in den nächsten Tagen erscheint, findet Ihr einen Artikel von mir: „Die Engelwurz – Pflanze des inneren Lichts“, den ich Euch hier gerne vorab schon einmal mit in die Feiertage geben möchte:
Die Engelwurz – Pflanze des inneren Lichts
Unsere Vorfahren sahen in der Natur etwas Heiliges und verehrten die göttliche Kraft, die sich darin für sie offenbarte. Das zeigt sich besonders eindrucksvoll an den Namen, die sie dieser Heilpflanze gaben, egal ob sie mehr christlich gefärbt sind, wie „Engelwurz“, „Erzengelwurz“ und „Heiliggeistwurzel“ oder ob sie eher an heidnisch-germanische Gottheiten erinnern wie „Erdholla“. Tabernaemontanus sprach in seinem „New Kreutterbuch“ von 1588 von der „träffentlichen Kraffft und Tugendt […] als wann der heilig Geist selber oder die lieben Engel dem menschlichen Geschlecht dises Gewächs und heylsame Wurtzel geoffenbaret hetten“. Heute klingt das in unseren Lehrbüchern der Heilpflanzenkunde zumeist eher sachlich und nüchtern, wenn wir von den Bitterstoffen und ätherischen Ölen, wenn wir von alpha- und beta-phellandren, und den  photosensibilisierenden Furanocumarinen, von Phenolcarbonsäuren, Sitosterol und Gerbstoffen sprechen, die in der Wurzel der Engelwurz enthalten sind – sowie von ihrer verdauungsanregenden, spasmolytischen (krampflösenden), antiseptischen, abwehrsteigernden, durchblutungssteigernden, auswurffördernden, abortiven, schweiß- und harntreibenden Wirkung.
Man erzählt sich heute Legenden (in unzähligen Variationen), wie die Engelwurz, botanisch Angelica archangelica L., zu ihrem Namen kam. Die bekannteste ist wohl diese: Als die Pest in Europa wütete, als die Krankheit, die man auch den “Schwarzen Tod“ nannte, Angst und Schrecken verbreitete, verkündete ein Engel einem Mönch von der Heilkraft der Engelwurz gegen diese Krankheit. Andere Versionen sprechen davon, dass die Engelwurz als „rettender Engel in der Not“ den Menschen half, dem „Würgeengel“ der Pest stand zu halten.
Ich finde es wichtig, all das Wissen, das wir heute zur Verfügung haben, zu verbinden und in der Gesamtschau zu betrachten. Und neben all den Untersuchungen mit Geräten und Messtabellen und den Überlieferungen aus staubigen Büchern, sollten wir die Pflanze auch einmal selbst „zu Wort“ kommen lassen. In der selbst erlebten Erfahrung der Wirkung einer Heilpflanze, im direkten Kontakt, in einer Begegnung mit dem Pflanzenwesen können wir die wesentlichen Heilkräfte noch einmal mit viel tieferem Sinn und größerer Bedeutung verstehen!
Wenn wir die Gelegenheit haben, die Engelwurz, die vereinzelt auf feuchten Wiesen und an Bachläufen wächst, in der Natur zu treffen, können wir ihre eindrucksvolle Gestalt erblicken: bis zu 2,5 m hoch kann sie werden und überragt uns dann deutlich mit ihrem mächtigen gerillten Stängel, der an antike Säulen erinnert und ihren prächtigen kugeligen, luftigen Blütenköpfen, die in wunderschöner ornamentaler Anordnung kleine grünlich-gelbe Blüten tragen. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich – vor 13 Jahren – das erste Mal so auf eine Engelwurz traf: ich war sehr beeindruckt von dieser Kraft und Stärke und einer angenehm erlebten Form von Macht. Und als ich mich zu ihren Füßen hinsetzte, fühlte ich mich sofort freundlich aufgenommen, als habe sie mich unter ihren Schutz gestellt, als würde sie mir hilfreich „unter die Arme greifen“ und „den Rücken stärken“. Und mir war sofort eindrücklichst klar, warum sie diesen großartigen Namen hat: sie verkörpert einfach alles, was wir mit einem hilfreichen Engel in Verbindung bringen! Wenn ich eine Tasse Engelwurz-Tee trinke oder einige Tropfen einer Engelwurztinktur einnehme, spüre ich ein Prickeln und Brennen auf der Zunge und es wird angenehm warm im ganzen Körper. Auch hier spüre ich ihre stärkende Kraft. Und wenn ich in Gegenwart der Engelwurz die Augen schließe, um mich besser darauf konzentrieren zu können, die Wirkung ihrer Gegenwart auf mich zu spüren, ihre „Energie“, ihre „Ausstrahlung“ oder ihr „Wesen“ – wie auch immer wir es nennen mögen -, habe ich ein Gefühl von „Öffnung“ im Kopfbereich, v.a. in der Stirn. Es ist ein feines, angenehmes Gefühl von Anbindung an etwas Luftiges, „Höheres“, auf jeden Fall materiell nicht fassbares. Und es wird hell im Inneren, als ob jemand Licht angemacht hätte. Dazu noch ein Auszug aus dem Protokoll einer Wahrnehmungsübung in meinem Pflanzentagebuch:
„ Es erfasst mein Herz, es fängt an zu strahlen. Mein Kopf strahlt auch – „Es wird Licht im Schädel.“
Ich fühle mich stark nach oben ausgerichtet.
Meine Handinnenflächen brennen vor Energie. Fußsohlen kribbeln auch, brennen!
Meine Oberarme werden warm.
Der Geruch ist so fein, durchdringend, wie viele kleine Kristallspitzen, sprühend frisch. […]
Meine Atmung verändert sich, wird viel tiefer. Als ob ich seit langer Zeit zum ersten Mal wieder richtig atme – als könnte ich Luft schmecken!
Mein Oberkörper    hin- und herschwingen. Dabei lösen sich Anspannungen in den Atemwegen. Ich fühle mich befreit.
Ich fühle mich als wäre ich einen Tag in der Natur wandern gewesen!
Das Gefühl ist wunderbar! Man möchte gar nicht aufhören!
(Zuther 2010:297)
Im Laufe der Jahre habe ich noch sehr viel mehr über die Engelwurz in Erfahrung gebracht – direkt und indirekt – durch meine eigene Wahr-Nehmung, den Austausch mit anderen Menschen über ihre persönlichen Erlebnisse und das Studium überlieferten Wissens aus verschiedensten Quellen. Und es beeindruckt mich immer wieder, wie sich bei einer solchen Betrachtung von Heilpflanzen zumeist (fast) alles stimmig zu einem Gesamtbild zusammenfügt, wenn ich danach suche, die Entsprechungen auf verschiedenen Ebenen zu erkennen. Ein Denken in Analogien – in Entsprechungen – ist auch die Grundlage der Signaturenlehre, die sich aus äußeren Zeichen der Natur Anregungen für das Erkennen weiterer Eigenschaften holt. Die Signaturenlehre ist eine uralte Technik der lebendigen Naturschau, ein tiefgreifender Weg der Erkenntnis über das Leben mit all seinen Erscheinungen. Wenn sie heute oft als Irrglaube unserer Vorfahren verlacht wird, liegt es wohl daran, dass im Laufe der Zeit eine vereinfachende tabellarische Zuordnung zum Auswendiglernen daraus gemacht wurde und, dass wir heute sowieso oft das Wissen unserer Ahnen gering schätzen – ein seltsamer Zug, da doch unsere Vorfahren mit ihrem Wissen ihr Überleben sicherten und damit auch unser Leben ermöglichten.
Die rationale Phytotherapie, der schulmedizinische Zweig der Pflanzenheilkunde, kennt die Engelwurz als verdauungsanregende und karminative Pflanze bei Appetitlosigkeit, Magen-Darm-Krämpfen und Blähungen. In der Volks- und Erfahrungsheilkunde und in der Ganzheitlichen Pflanzenheilkunde wird die Engelwurz, von der man vor allem die Wurzel verwendet, auch für andere Anwendungsgebiete eingesetzt: z.B. bei Erschöpfung, Mutlosigkeit und Traurigkeit sowie als vor Ansteckungen schützende Heilpflanze, vor allem bei Erkältungskrankheiten, auch bei bestehendem Husten mit zähem Schleim und Stockschnupfen (Zuther 2010:292). Früher galt sie auch als kräftiges Mittel gegen Zauberei und sogar als Heilmittel gegen angezauberte Krankheiten: Sie schütze vor bösen Einflüssen, verjage Hexen, Kobolde ebenso wie böse Träume und Nachtgespenster. Hier verwendete man zumeist die Wurzel als Amulett getragen. Als ausleitende und entgiftende Heilpflanze wird die Engelwurz noch heute sehr geschätzt, z.B. für sogenannte „Herbstkuren“. Wenn wir uns im Analogiedenken üben, sehen wir, dass ein Abwehrzauber gegen magischen Schaden auf einer anderen Ebene dasselbe ist wie ein Mittel gegen Schadstoffe und gegen Krankheitserreger. Und das soll nicht heißen, dass unsere Vorfahren einfach nur kein Mikroskop hatten, um Bakterien und Viren zu sehen, es heißt vor allen Dingen, dass in ihrem Weltbild auch andersweltliche Kräfte und Wesen existierten, so wie wir es auch aus heute noch traditionell schamanisch orientierten Kulturen kennen. Beim Analogiedenken geht es nicht um ein „entweder-oder“ sondern um ein „sowohl-als-auch“. Es hilft uns, eine besondere Kraft der Engelwurz zu entdecken und zusammen zu fassen: Die Engelwurz stärkt die Verbindung zum Selbst, zum eigenen inneren Wesenskern – sie befreit von Fremdeinflüssen – seien sie körperlicher, geistiger, seelischer oder spiritueller Art. Man nannte diese Pflanze früher auch „Angstwurz“, weil sie so befreiend wirken kann. Ihre Kraft wird oft als liebevolle Unterstützung wahrgenommen, als „hilfreicher Engel in der Not“ – ganz so wie in den alten Legenden. Sie hilft, mit beiden Beinen auf der Erde zu stehen und zeigt uns wie keine andere Pflanze den Zugang zum Göttlichen in der Natur. Sie kann auch beschützen und trösten, wenn wir mit andersweltlichen Ebenen in Kontakt kommen, z.B. bei der Verarbeitung von Trauer über einen Verstorbenen. Gerade die Engelwurz macht uns deutlich, dass man die Heilkräfte der Pflanzen nicht allein mit chemisch definierten Wirkstoffen und klinischen Studien erklären kann. Pflanzen können uns auch Freunde und Verbündete sein, wenn wir sie als Lebewesen betrachten, mit denen wir Beziehungen eingehen können. Wenn wir auch eine respektvolle, achtsame und spirituelle Ebene in unseren Umgang mit Pflanzen einbeziehen, dann können wir unser Leben – zusammen mit den Pflanzen – angenehmer und kraftvoller, interessanter und vielseitiger gestalten, dann geht es nicht nur um ein Heilen von Krankheiten sondern um ein “Besser Leben mit Pflanzen”.
Zu beachten:
Dieser Artikel behandelt nur einige wenige Aspekte dieser vielseitigen Heilpflanze. Er dient dem Verständnis des Wesens der Pflanze und stellt keine Empfehlung zur Anwendung dar. Er kann den Rat einer heilkundlich ausgebildeten  Fachperson nicht ersetzen. Für eine Einnahme oder Anwendung der Engelwurz sind je nach Zubereitungsform Nebenwirkungen und Gegenanzeigen zu beachten, die hier nicht aufgeführt sind. Autorin und Verlag übernehmen keinerlei Haftung für Schäden oder Folgen, die sich aus dem Gebrauch oder Missbrauch der hier vorgestellten Informationen ergeben.
Literatur:
Zuther, Svenja (2010): Die Sprache der Pflanzenwelt. Begegnung mit der Pflanzenseele, Signaturenlehre, Ganzheitliche Pflanzenheilkunde. AT-Verlag, Aarau und München

Vielen Dank an alle, die mit Ihrem Interesse an unseren Ideen und unserer Arbeit dabei waren, mitgewirkt haben, teilgenommen haben! Es ist mir eine große Freude, das ich nun schon ins 9. Jahr dieser meiner Arbeit mit KUDRA NaturBewusstSein gehen kann! Ich freue mich auf schöne Begegnungen und Erlebnisse mit Euch im neuen Jahr!

Ab dem 06.01.2014 bin ich wieder für Euch da. Meine Tochter ist nun 15 Monate alt – auch im neuen Jahr wird mein Büro sich mehr zwischen Kinderzimmer und Bibliothek auf Laptop und smartphone bewegen als physisch in den KUDRA-Räumen und am Telefon. Bitte habt Verständnis, dass Ihr mich am besten per e-mal erreicht oder sprecht mir auf den AB, wann ich Euch zurückrufen darf.
Ich wünsche Euch schöne Feier-Tage und ein gutes neues Jahr voller Lebensfreude, Glück und guter Begeisterung!
Alles Liebe und herzliche Grüße aus Bohndorf,
Svenja Zuther